VEREINSGESCHICHTE
Als Konzertveranstalter für Folk, Blues, Jazz und Worldmusic jenseits der ausgetretenen Pfade des kommerzialisierten Mainstreams ist der Club vor allem auf Grund seiner Organisationsstruktur einzigartig in Österreich. Gemessen an den Namen der auftretenden Künstler steht der Folk-Club in einer Reihe mit den großen Konzert- und Festivalveranstaltern Österreichs. Das erfordert professionelle Arbeit in allen Bereichen, und diese wird von den weit über hundert Mitarbeitern des Clubs ausnahmslos ehrenamtlich erbracht.
Bei allen – nicht immer günstigen – Nebenerscheinungen dieser Betriebsform liegt in ihr doch die ganze Potenz des Clubs: seine solide finanzielle Basis und seine Fähigkeit, auch große Veranstaltungen ohne aufwendigen und andernorts oft störenden Ordner- und Sicherheitsdienst, dafür aber mit umso mehr kreativer Improvisationskunst abwickeln zu können. Wie das Ganze letztendlich funktioniert, weiß niemand so genau, und wahrscheinlich liegt wirklich genau darin ein gewisser Charme vieler Igel- und Thayaparkevents.
An den Zielsetzungen hat sich seit Bestehen des Clubs erstaunlich wenig geändert. Junge, talentierte Musiker aus dem Waldviertel brauchen Bühnen für ihre ersten Auftritte. Auf der anderen Seite präsentiert der Club international renommierte Musiker, und das nicht nur zum jährlichen Musikfest. Gute Verbindungen zur Großstadt sind da unerlässlich. Dass es immer wieder gelingt, interessante und qualitativ hochwertige Musikprojekte aufzuspüren und die Musiker zu engagieren, noch bevor sie allerorts bekannt und gehört werden, ist eines der Erfolgskonzepte der Programmgestaltung.
Hinter der erfolgreichen Tätigkeit des Clubs steht kein betriebswirtschaftlich berechnetes Managementkonzept; viel eher ist es Freude an gemeinsamer kreativer Arbeit. Kein stabiles Sysem, sondern eher ein labiler Balaceakt; die fachliche Kompetenz der Mitarbeiter garantiert dann meist den erfolgreichen Ausgang. Spannend ist es allemal, und wahrscheinlich ist es genau das, was Publikum und Musiker seit 30 Jahren am Folk-Club schätzen.
MV FOLKCLUB
Das Bedürfnis der Jugend von Waidhofen, sich kulturellen Alternativen zu widmen, fand in der Gründung des Folk-Club Waidhofen/Thaya im Jahre 1979 seinen Ausdruck. Die Initiative lag bei Musik begeisterten Leuten und auch bei aktiven Musikern aus der Region. Einerseits der Wunsch, sich durch Musik auszudrücken, andererseits die Freude, mit Künstlern aus dem In- und Ausland in Kontakt zu kommen, waren die Triebfedern dieses Unternehmens.
Am Anfang wurden in einem privaten Keller irisiche und schottische Folkmusik geboten. Aber bald mussten wir aus Platzgründen in öffentliche Säle übersiedeln. Endlich war es gelungen, die Stadt Waidhofen aus dem „Dornröschenschlaf“ zu wecken.
Veranstaltungen des Folk-Clubs wurden zum gesellschaftlichen Ereignis. So standen in den ersten Jahren so bekannte Folks wie Gerry Lockran, Andy Irvine, Dougie Mac Lean, Battlefield Band oder Wild Geese auf den Brettern der Thayastadt.
Mit dem Ende des Folk-Booms zu Beginn der achziger Jahre erweiterten wir das musikalische bzw. kulturelle Spektrum. Neben traditioneller Musik fanden auch modernere Klänge, Literatur, Theater und Kabarett Anklang bei unserem Publikum.
H.C. Artmann, Peter Turrini oder auch Wolfgang Bauer lasen aus ihren Werken. Musikgrößen wie u. a. Jan Garbarek, The Chieftains, The Dubliners, Arlo Guthrie, Count Basic, Dana Gillespie, Axel Zwingenberger, Louisiana Red, Vince Weber, Mojo Bluesband bis hin zur Waldviertler Legende Bluespumpm waren beim Folk-Club zu Gast.
Im Jahre 1983, nach zwei Jahren idealistischen Einsatzes vieler Clubmitglieder, wurde der „Wolfskeller“ im Stadtzentrum von Waidhofen als Clublokal instand gesetzt. Mit der Eröffnung dieses Clublokals fand das Nomadentum des Vereins ein vorläufiges Ende. Zumindest 10 Jahre lange. Bis zum Jahre 1993 hatte der Folk-Club an die 200 Veranstaltungen in diesem Keller im Stadtzentrum veranstaltet. 1993 wechselte der Eigentümer und der Folk-Club musste erneut eine Veranstaltungsherberge suchen.
1995 wurde man wieder fündig. Ein alter Pferdestall, der in der Monarchie als Rastplatz für Reisende fungierte und direkt an der mittelalterlichen Stadtmauer von Waidhofen liegt, wurde in mühseliger Kleinarbeit adaptiert und renoviert. Die Kosten, die sich auf über zwei Millionen Schilling beliefen, wurden zur Hälfte von der Stadgemeinde sowie vom Land und Bund zur Verfügung gestellt. Die andere Hälfte musste sich der Verein hart erarbeiten.
Dieser Artikel stammt aus dem Jahr 1997 und war damals sozusagen als offizielle Vorstellung des Vereins gedacht.
Autoren: Herbert Höpfl, Josef Pfabigan